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Archäologische Sensation in Bornim

Archäologische Sensation in Bornim

Im Norden Potsdams finden derzeit archäologische Ausgrabungen statt. Auf 420 Quadratmetern haben drei Epochen ihre Spuren hinterlassen. Ein Fund hat die Archäologen besonders begeistert.

Potsdam

Zufällig wurde das Figürchen entdeckt. Beim Durchsuchen einer Grube stießen die Archäologen auf die kleine Bronzefigur. „Ausstellungswürdig“ sei das filigrane Stück in Form eines Rinds, erklärt Torsten Dressler beim Pressetermin am Dienstag.

Sein Team rund um das Archäologiebüro ABD-Dressler ist mit den derzeitigen Ausgrabungen an der Bornimer Heckenstraße betraut. Seit Anfang September graben die Archäologen das 420 Quadratmeter große Grundstück des ehemaligen Amtsvorwerks um. Dabei wurde kürzlich diese „mittlere Sensation“ zu Tage befördert, wie die Archäologin und Grabungsleiterin Karoline Müller verrät. Nur drei Zentimeter misst die Rinderfigur und ist somit eine sehr kleine Sensation.

Die Figur stammt aus der Zeit der Germanen

Dennoch ist sie für die Archäologen von großer Bedeutung. Sie könne etwa auf die Zeit zwischen dem ersten und dem vierten Jahrhundert nach Christus datiert werden, erklärt Müller. Somit sei sie germanischen Ursprungs. Besonders spannend: Das kleine Figürchen sei dem Brauchtum oder dem Kult zuzuordnen. Torsten Dressler ergänzt: „Das Rind – oder der Stier – hat eine Bedeutung“. Ob Nutztier oder Jagdobjekt – Das Tier könne eine Art Trophäe darstellen. Die nahezu vollständig erhaltene Figur sei ob ihrer archäologischen Sensation „ausstellungswürdig“, resümiert Dressler.

Und auch Bauherr Wolfhard Kirsch, ebenfalls zum Pressetermin am Ort der Ausgrabungen erschienen, zeigt sich von der Figur begeistert. Das Hausbauunternehmen Kirsch und Drechsler GmbH plant die Errichtung zweier Häuser auf dem Grundstück. Angesichts der auf dem Areal zu erwartenden Funde hatte Kirsch das Archäologiebüro ABD-Dressler beauftragt. Die Zusammenarbeit sei „genial“, erklärt der Bauherr. Die Untersuchungen lohnten sich, so Kirsch.

Auf dem Areal sollen zwei Häuser entstehen

Die kleine Bronzefigur aus germanischen Zeiten brachte ihn sogar auf eine Idee. Er plane, sich einen Abguss von Fundstück anfertigen zu lassen. Diesen wolle er den am Projekt Beteiligten wie den Architekten oder den Investoren zukommen lassen.

Auf dem Grundstück sollen zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 18 Wohnungen entstehen. In der Umgebung wurden bereits mehrfach Zeugnisse der frühen Besiedlung Bornims entdeckt. Somit war auch jetzt mit Funden zu rechnen. Vor diesem Hintergrund leiteten die Denkmalschutzbehörde der Stadt Potsdam und die für das Bauvorhaben zuständige Stadtarchäologin die Untersuchungen ein.

Mittlerweile haben die Archäologen 115 Fundstücke ans Tageslicht befördert. Das kleine Rinderfigürchen ist nur eines davon. Auch wurden Fragmente eines Gefäßes gefunden, das ebenfalls dem Zeitraum vom ersten bis zum vierten Jahrhundert nach Christus zuzuordnen ist.

Zeugnisse aus drei Epochen in Bornim

Doch die Archäologen rund um Dressler finden nicht nur Stücke aus der Epoche rund um Christi Geburt. Vielmehr liefern die Funde in Bornim Einblicke in drei verschiedene Epochen.

So führt Karoline Müller etwa zu einer Grube, in welcher die Archäologen einen Holzkastenbrunnen fanden. Dieser stamme wohl aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, erklärt Müller. Es sei damit zu rechnen, dass das Areal zu den Wirtschafts- und Gartenanlagen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm gehörte. Auch das Spätmittelalter hat seine Spuren in Bornim hinterlassen. So zeugen einige Gruben und Bodenverfärbungen von einer Nutzung in jener Epoche.

Von Johanna Apel